Die Zölle bringen Konsummarken in Zugzwang
Von Zöllen über Veränderungen des Konsumverhaltens bis zu häufigen wetterbedingten Störungen ... Unternehmen müssen heftige Schwankungen verkraften. Einige nutzen ihre Stärken, andere leiden unter ihren individuellen Anfälligkeiten.
Beispielsweise haben im Getränkesektor sowohl Coca-Cola als auch PepsiCo mit Aluminiumzöllen zu kämpfen. Pepsi bezieht sein Konzentrat aber aus Irland, während Coca-Cola in den USA produziert wird. Die zusätzlichen Zölle haben PepsiCo zu Preisanhebungen gezwungen, um seine Margen zu schützen. Aktienanalystin Beth Schulte merkt an, dass dies Coca-Cola die Wahl lässt, seine Preise entweder auf das Niveau von PepsiCo zu erhöhen oder sie stabil zu halten, um Marktanteile zu gewinnen. In jedem Fall sei das Geschäftsmodell von Coca-Cola besser für den Umgang mit Zöllen geeignet, fügt sie hinzu.
Das bedeutet nicht, dass alle Unternehmen, die in Übersee produzieren, im Nachteil sind. Ein Beispiel ist das Kosmetikunternehmen e.l.f., das 75% seiner Produkte in China herstellt. Sein Geschäftsmodell – trendige, innovative Kosmetika zu günstigen Preisen – erlaubt es ihm, die deutlich höheren Zölle an seine Kunden weiterzugeben. Nach seinem aktuellen Jahresbericht liegt der durchschnittliche Verkaufspreis seiner Produkte bei 6,50 US-Dollar und damit weit unter dem Branchendurchschnitt von 9,50 Dollar. Kosmetikunternehmen wie e.l.f. und Ulta, deren Angebot sich an preisbewusste Kunden richten, könnten jetzt erleben, dass Verbraucher von Prestige- zu Massenprodukten wechseln. „Verbraucher gehen im Einzelhandel auf Schnäppchenjagd und kaufen entweder größere Mengen bei Costco oder greifen zu Eigenmarken bei Walmart“, erklärt Schulte.
Auch der Trend hin zu Gesundheit & Wellness, der zum Teil auf die Popularität von Medikamenten zur Gewichtsreduzierung zurückgeht, hat das Konsumverhalten verändert. Extrem verarbeitete, kohlehydrat- und kalorienreiche Nahrungsmittel werden durch Produkte mit viel Protein und naturbelassene Produkte ohne künstliche Inhaltsstoffe ersetzt. Außerdem wird wieder selbst gekocht. „Traditionelle Nahrungsmittelunternehmen haben ein Problem, weil sie nicht ausreichend auf die Anforderungen der Verbraucher reagiert haben. Es braucht mehr als lautere Werbung und höhere Preisnachlässe, um so stark steigende Nahrungsmittelumsätze zu erzielen wie Twinkies und Kool-Aid“, sagt Schulte.
Aber nicht alle Probleme sind selbstgemacht. Einige leiden zunehmend unter Wetterereignissen. Die Kakao- und Kaffeepreise sind ungewöhnlich hoch, weil die Ernten wegen widriger Wetterverhältnisse schlecht sind. Das war schon vor den Zöllen so. Das Wetter bereitet auch den Verbrauchern Probleme. Nach Angaben des Snackherstellers Mondelēz International hatte die Hitzewelle in Europa in diesem Sommer einen Rückgang der Nachfrage nach Schokolade zur Folge. Interessanterweise griffen aber genau jene Europäer, die weniger Schokolade gekauft haben, stattdessen häufiger zu Kaltgetränken. Coca-Cola berichtete über einen unerwarteten erfolgreichen Sommer – wegen der Hitze. „Wir wissen nicht, wann das nächste Extremwetterereignis auftritt und wir können unsere Anlageentscheidungen nicht auf vorübergehende Störungen ausrichten. Aber insgesamt steigt die Volatilität. Unternehmen müssen vorsichtig planen und ihre Geschäftsmodelle breiter aufstellen“, sagt Schulte.
Können sich Unternehmen an zurückhaltendere Verbraucher anpassen?
Das Konsumverhalten zu prognostizieren, ist eine Kunst, keine Wissenschaft. In den letzten Jahren haben sich die Kunden völlig anders verhalten als erwartet. Sie haben trotz extremer Inflation, hoher Zinsen und einer volatilen Wirtschaft viel Geld ausgegeben. Ob das auch dann so sein wird, wenn die Zinsen ihre Kaufkraft belasten, wird genau beobachtet werden, vor allem, da die Weihnachtssaison naht.
Nach Ansicht von Applbaum könnten Zinssenkungen und die Steuerrückerstattungen im kommenden Jahr helfen, die Folgen der zollbedingt höheren Kosten abzufedern und einen Abschwung der Wirtschaft zu verhindern. „Ich treffe meine Anlageentscheidungen nicht auf Grundlage eines einzelnen Quartals, aber die jüngsten Gewinnberichte der Unternehmen sind ein guter Anhaltspunkt dafür, wie Verbraucher und Unternehmen auf Zölle und andere politische Unsicherheiten reagieren.“