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US Federal Reserve

Eine Fed nach Powell: Worauf müssen wir uns einstellen?

In den letzten Wochen hat Präsident Trump mit der für ihn typischen Direktheit seine Unzufriedenheit mit der Leistung von Fed-Chef Jerome Powell kundgetan. Unabhängig davon, wie ernst das gemeint war, spekulieren Investoren, wie es mit der US-Zentralbank weitergehen wird, und was ein Wechsel an der Spitze für Wirtschaft und Märkte bedeuten könnte – ganz egal, ob Powell erst zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 gehen wird oder früher.

 

In jedem Fall ist es sinnvoll für Investoren mögliche Szenarien für seine Nachfolge durchzuspielen und zu überlegen, welchen Einfluss eine neue Leitung für die US-Geldpolitik haben könnte, vor allem für das Bestreben der Fed, die Inflation im Zaum zu halten.

 

Das Weiße Haus hat bereits neue Kandidaten ins Spiel gebracht und scheint unbedingt einen Vorsitzenden ernennen zu wollen, der eine expansivere Geldpolitik verfolgt. Die daraus resultierenden Spannungen haben die Frage nach der politischen Einflussnahme auf die Unabhängigkeit der Fed aufgeworfen.

 

Um es klar zu sagen: Wir geben keine Prognose dazu ab, ob Powell bis zum offiziellen Ende seiner Amtszeit bleiben wird oder nicht. Vielmehr nutzen wir Szenarioanalysen, um auf verschiedene Möglichkeiten vorbereitet zu sein – auch auf Extremrisiken, die Einfluss auf die Märkte haben könnten.

 

Warum es nicht einfach ist, die Unabhängigkeit der Fed zu verringern

 

Angesichts der Tatsache, dass im Jahr 2017 Trump selbst Powell zum Fed-Chef ernannt hat, sollten Investoren mit Spekulationen über die Politik eines neuen Vorsitzenden vorsichtig sein. Die notwendige Zustimmung des Senats zu einer Ernennung bietet einen gewissen Schutz gegen „unkonventionelle“ Kandidaten für den Leitungsposten, zumal die Finanzmärkte und die Öffentlichkeit wohl heftig auf eine solche Wahl reagieren würden. In Trumps letzter Amtszeit wurden drei der von ihm vorgeschlagenen Boardmitglieder abgelehnt: Herman Cain, Stephen Moore und Judy Shelton.

 

Auch wenn die Amtszeit von Jerome Powell offiziell im Mai 2026 endet, kann er bis Januar 2028 Mitglied des siebenköpfigen Boards bleiben. Außerdem werden fünf stimmberechtigte Mitglieder des Offenmarktausschusses (Federal Open Markets Committee, FOMC) von regionalen Fed-Banken bestimmt. Das Board der Fed kann Powell also erneut zum Vorsitzenden des FOMC wählen, als des Gremiums, das über die Leitzinsen entscheidet. Diese Entscheidung ist unabhängig davon, welchem Kandidaten der Senat für den Vorsitz des Boards zustimmt. Allerdings ist dies bislang noch nie vorgekommen.

Andererseits könnten bis Mitte 2026 vier der sieben Boardmitglieder von Trump ernannt worden sein, weil die Amtszeit von Adriana Kugler im Januar 2026 endet. Während seiner ersten Präsidentschaft hat Trump Waller und Bowman zu FOMC-Mitgliedern ernannt. Sie sind die einzigen von insgesamt 19 Mitgliedern, die sich öffentlich für eine Zinssenkung im Juli 2025 aussprachen.

 

Im Zuge unserer Überlegungen zur Zukunft der Federal Reserve haben wir drei Szenarien ausgearbeitet.

 

Szenario 1: Die Zentralbank bleibt unabhängig

 

Selbst unter einer neuen Leitung kann die Fed weiter so unabhängig bleiben, wie sie jetzt ist. Wie Powell könnte auch der neue Vorsitzende politischem Druck standhalten, die Unabhängigkeit der Zentralbank verteidigen und weiter ihre beiden traditionellen Ziele verfolgen: Preisstabilität und Vollbeschäftigung.

 

Dann würde die Wirtschaft vermutlich keinen sofortigen Auftrieb durch starke Zinssenkungen bekommen, sondern stabiler und langfristig wachsen. Die Inflation könnte durch maßvolle Zinsanpassungen und eine klare Kommunikation der Geldpolitik unter Kontrolle bleiben. Das Vertrauen der Märkte in die Unabhängigkeit der Zentralbank dürfte dann gestärkt werden, und es wäre ein stabiles Investmentumfeld zu erwarten.

 

Dies könnte kurzfristig zu einer etwas flacheren Zinsstrukturkurve und einer Ausweitung der Credit Spreads führen, weil die Märkte ihre Zinssenkungserwartungen senken würden.

 

Szenario 2: Die Fed büßt ihre Unabhängigkeit teilweise ein

 

Eine neue Leitung der Fed könnte einen ausgewogenen Ansatz wählen, um einige der Forderungen der Regierung zu erfüllen, ohne die Unabhängigkeit der Zentralbank völlig aufzugeben. Dies könnten stärkere Zinssenkungen und das Ergreifen von Maßnahmen zur Bilanzsteuerung sein, die üblicherweise nur zur Stabilisierung der Finanzen oder in einer Rezession eingesetzt werden.

 

Eine expansivere Fed könnte das Wirtschaftswachstum kurzfristig anfachen, würde aber zugleich die Inflation in die Höhe treiben oder ihren Rückgang auf das 2%-Ziel verlangsamen. Die Fed ist auch für die Regulierung der Finanzmärkte sehr wichtig und könnte die Vorschriften für Banken lockern, was ebenfalls die Konjunktur kurzfristig beleben würde. Dies ist bereits seit der Ernennung von Michelle Bowman zur Vize-Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums im Juni zu beobachten. Bowman ist eine langjährige Verfechterin einer weniger strenger Regulierung.

 

Falls dieses Szenario eintritt, sollten sich Investoren kurzfristig auf eine möglicherweise höhere Inflation, eine steilere Zinsstrukturkurve und engere Credit-Spreads einstellen.

Szenario 3: Die Fed verliert ihre Unabhängigkeit

 

Parallelen zu den 1970er-Jahren können helfen, zu verstehen, was in einem solchen Szenario zu erwarten wäre. Damals gab es zwei Ölschocks und die Staatsausgaben wurden erhöht. Das Weiße Haus setzte die Fed unter Druck, den Leitzins trotz steigender Inflation niedrig zu halten. Nach der Ernennung von Paul Volcker zum Fed-Vorsitzenden im Jahr 1979 gewöhnten sich die Märkte daran, dass die Fed schnell reagiert, um die Inflation einzudämmen. Und in den Jahren 1980 bis 2008 war die Rendite 3-monatiger Treasury-Bills meist höher als die jährliche Kerninflationsrate.

Und heute? Ein neuer Fed-Vorsitzender könnte auf Anweisung des Präsidenten die Zinsen stark senken oder unkonventionelle geldpolitische Instrumente nutzen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, obwohl die Inflation weiter über dem Zielwert liegt.

 

Wegen der niedrigeren Zinsen könnte die Konjunktur kurzfristig kräftig anziehen. Langfristig könnte dies allerdings für Instabilität sorgen und das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Zentralbank beschädigen. Starke Zinssenkungen könnten zudem die Inflationserwartungen in die Höhe treiben.

 

Falls die Anleihenrenditen in Reaktion auf den Inflationsdruck deutlich steigen, könnten sogar wieder Maßnahmen zur Steuerung der Zinsstrukturkurve eingeführt werden – ein geldpolitisches Instrument, bei dem Zentralbanken Staatsanleihen kaufen und verkaufen, um die Renditeabstände zwischen Anleihen unterschiedlicher Laufzeiten zu steuern – weil die Trump-Administration die Kreditkosten für die Regierung, Unternehmen und Privathaushalte senken will. Ein ähnliches Szenario zeigte sich 1942, als die Federal Reserve dem Finanzministerium half, den Krieg zu finanzieren, indem sie die Rendite von T-Bills auf 0,375% (was im Laufe der Zeit nach oben angepasst wurde) und Rendite von lang laufenden Treasuries auf 2,5% festsetzte. In diesem Zeitraum stieg zudem die Inflation stark an.

 

Was dies für Anleihenportfolios bedeuten würde, ist schwer vorherzusagen. Wir gehen aber davon aus, dass der Markt erheblich volatiler und der US-Dollar weiter abwerten würde.

 

Ein Blick auf die Emerging Markets zeigt, dass Interventionen in die Zentralbankpolitik seitens von Regierungen nicht immer zu einer steileren Zinsstrukturkurve führen. Paradoxerweise wurde das durch die Angst vor Kapitalflucht und Währungsabwertung ausgelöst, woraufhin die Geldpolitik straffer wurde und die Realrenditen (der inflationsbereinigte Ertrag einer Anlage) stiegen. In den USA mag der Fall anders liegen. Dennoch wollen wir nicht voreilig schlussfolgern, dass eine von der Regierung gesteuerte Fed immer zu einer langfristigen Versteilung der Zinsstrukturkurven führen würde.

 

Fazit

 

In den Jahren nach dem 2. Weltkriegs, in denen sich die Federal Reserve eng an die Vorgaben des Finanzministeriums gehalten hatte, und seit der Phase der hohen Inflation in den 1970ern, hat sich die Fed einen guten Ruf als Hüter des weltweit größten Anleihenmarktes aufgebaut. Jegliche Veränderung der Ziele der Notenbank im nächsten Jahr hätte Folgen, derer sich Investoren auf jeden Fall bewusst sein sollten. Da sich das wirtschaftliche Umfeld kontinuierlich verändert, steuern wir unsere Portfolios weiter mit größter Vorsicht.

TOMH

Tom Hollenberg ist Anleihenportfoliomanager und hat 20 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Als Analyst ist er verantwortlich für Zinsen und Optionen. Er hat einen MBA in Finanzen von der MIT und einen Bachelor vom Boston College.

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Margaret Steinbach leitet den Bereich Fixed Income in Nordamerika und hat 18 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Sie hat einen Bachelor in Handelswissenschaften von der University of Virginia.

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